Gemeindepolitik bis in die blonden Haarspitzen

Prunksitzung der Effeltricher „Allamoschee“ – Von Adam und Eva bis hin zu Richard Schmidt
 

 

 

 

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Effeltrich. Kunstvoll aufgebauscht wurden die letzten blonden Haare von Bürgermeister Richard Schmidt bei der Prunksitzung der Effeltricher Fasanochter „Allamoschee“. Zwischendurch hätten sie ihm auch zu Berge stehen können, musste er doch allerhand Spitzen zur Gemeindepolitik verkraften.

Vor allem, als die „Eckenschorschla“ den Wunsch äußerten, „Bürchermastä in unserä Gmaa“ zu werden. Selbst Schmidts Dauerkontrahenten Hans Voit wollten sie in ihrem Song Recht geben. Seinen Spitznamen „Weißer“ hätte der Chef davon, dass er den Leuten etwas weiß mache, behaupteten sie im heiteren Rückblick auf die endlosen Debatten um den Friedhof.

Allamoschee-Präsident Hartmut Stedtler, besser bekannt als Levis, hatte ihm auch die Ordenswürdigkeit vorenthalten, da die Auszeichnung des Fasanochtsvereins nur an Personen ginge, die sich um das Allgemeinwohl verdient gemacht hätten. Und hatte noch ein paar grobe Klötze zum üblichen Verlauf der Ratssitzungen und zu ominösen Briefen. Tröstliches war dagegen seinem Stellvertreter Ulli Werner eingefallen. In der letzten Sitzung im alten Jahr wäre endlich der Gemeinderat näher zusammengerückt. Aber da war die Heizung ausgefallen. Dafür habe sich die Theatergruppe aufgelöst, weil die Bürgerversammlungen weit mehr Unterhaltungswert hätten.

Flotte Tanzeinlagen

Lieblich anzusehen waren an diesem langen, langen Abend die Auftritte der Tanzgruppen, auch wenn sich diese einmal in „Hunde und Katzen“ verwandelt hatten. Sie ließen es sich auch nicht verdrießen, dass sich ihre Auftritte immer näher an Mitternacht heranschoben, weil sich Ordensverleihungen und Reden in die Länge zogen. Auch einige Beiträge zur großen Politik hätten wegfallen können, war ihr Inhalt doch jenseits von Witz und Toleranz. Ein strafferes Programm hätte das Publikum besser bei der Stange gehalten und der Auftritt des „Männerballetts“ hätte die gebührende Aufmerksamkeit bekommen.

„Willkommen im Neandertal“ hieß das Schlagwort der bewährten Jung-Fasanochter, unter dem sie Eingeborenen und Auswärtigen die Story vom Namen der Gemeinde verklickerten. So soll es gewesen sein: Adam und Eva machten in der Fränkischen Schweiz Urlaub. Sie entdeckte in der Effeltricher Flur auf einem Baum einen ganz besonders schönen Apfel. Adam, ritterlich wie er war, versuchte ihn herunter zu schütteln, was ihm trotz aller Mühen nicht gelang. „Er fällt nicht, er fällt nicht“, sei dann im ganzen Gäu zu hören gewesen. Woraus dann die Hunnen vom Nachbarort „Effeltrich“ machten.

Der angekündigte Rücktritt des langjährigen Präsidenten Levis tauchte bei den verschiedenen Beiträgen auf. Bei den „Eggenschorschla“, die er 1980 aus der Taufe gehoben hat und für die er als Stimmführer rund 120 Lieder und ohne Ende Texte geschrieben hat.

Werner Kilian vom Fasnachtsverband Franken hatte Levis die zweithöchste Auszeichnung mitgebracht, den silbernen Till von Franken. Mit einer stürmischen Rakete begleitete das Publikum die Zeremonie.

Orden nach Motiven aus dem Kitzinger Fastnachtsmuseum hatte er auch für zwei bewährte Mitstreiter der Effeltricher Narren: Für Monika Grohganz, die seit Jahren Kostüme für die Tanzgruppen näht, und für Thomas Regenfuss, der sich unermüdlich um die technischen Abläufe kümmert.

Die örtliche Auszeichnung zum Regenten ging diesmal an eine Frau, an Angelika Batz, die neue Chefin der Frankonia-Schützen. Bekamen die jungen Tänzerinnen „ein Gschenkla und ein Ei-Ei“ vom Präsidenten, durfte sie mit einem Glas Sekt auf die neue Ehre anstoßen.

Witz, Spaß und nicht verletzender Spott – das hatten sich vor allem die jungen Aktiven auf ihre Fahne geschrieben: Bei der CD mit den Rezepten von Bohnakern mit Klees, beim erotischen Kalender der Kreispolitiker, in dem Johann Deuerlein wegen des Umfangs die Monate April bis August zustehen müssten, oder beim Pferdeklo beim Georgiritt.

„Nur ein fröhliches Herz kann schenken“, war sich Levis mit Erzbischof Ludwig Schick einig. Deshalb hatte er eine Spendenbox aufstellen lassen, deren Inhalt der FT-Spendenaktion für Terre des Hommes zugeführt wird.

 Lp